Industrie zu OeNB-Studie: AK-Interpretation blendet Fakten aus

IV: Starker Sozialstaat verringert Notwendigkeit zur privaten Vorsorge und Vermögensbildung – Vermögensverteilung in Österreich seit erster Befragung 2010 nicht ungleicher geworden

Die Interpretation der Arbeiterkammer (AK) zu den jüngsten Erhebungen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zum Thema Vermögensverteilung in Österreich blendet einmal mehr wesentliche Fakten aus“, so die Industriellenvereinigung (IV) zur AK-Reaktion auf die aktuelle OeNB-Studie "Household Finance and Consumption Survey (HFCS 2017)". So sei für eine seriöse Diskussion u.a. die Berücksichtigung folgender Aspekte – die auch die Studienautoren anführen – von entscheidender Bedeutung:

  • Geld- und Immobilienvermögen in Österreich ist ungleicher verteilt als die Einkommen. Das liegt aber in der Natur der Sache. Denn beim Vermögen handelt es sich um kumulierte höhere Einkommen – also um Bestandswerte, die über Jahrzehnte erwirtschaftet wurden. Diese werden bereits bei der Entstehung besteuert. Der Vermögensaufbau ist ein Spiegelbild von 60 Jahren ohne Krieg und Enteignungen (etwa durch Hyperinflation) und somit keinesfalls etwas „Unehrenhaftes“.
  • Die durch die Umfrageergebnisse festgestellte „ungleichere“ Verteilung der Vermögen liegt zum einem daran, dass Österreich eine der geringsten Eigenheimquoten der Eurozone aufweist. Nur 46 Prozent der Haushalte wohnen im Eigenheim. Hinzu kommt der stark ausgebaute Sozialstaat. Österreich hat pro Kopf der Bevölkerung die dritthöchsten Sozialausgaben der EU. Das staatliche Umverteilungssystem unterstützt die privaten Haushalte bei der Vorsorge in den wichtigsten Lebensbereichen wie Alter, Gesundheit, Bildung, Arbeitslosigkeit und eben auch Wohnen ganz massiv. Privates Vorsorgen bzw. Vermögensbildung werden damit weitgehend überflüssig. 
  • Interessant ist bei diesen ersten Ergebnissen der „dritten Welle der Vermögensbefragung“ durch die OeNB auch, dass die Vermögensverteilung in Österreich seit der ersten Befragungswelle 2010 im Gegensatz zu den immer wiederkehrenden Behauptungen nicht ungleicher geworden ist.

„Wer eine seriöse Debatte um die Vermögensverteilung in Österreich führen will, der sollte diese – auch von der OeNB in ihrer Studie zum Teil selbst ins Treffen geführten – Tatsachen berücksichtigen. Die Reaktion der AK lässt das vermissen und zeigt, dass es weniger um eine sachliche Diskussion, sondern vielmehr um die Untermauerung eigener ideologischer und (partei-)politischer Positionen zu gehen scheint“, so die IV abschließend.