MINT: Schaffen wir die Nachwuchssicherung in Zukunftsberufen?

Drei von vier Technologie-Leitbetrieben in Österreich leiden seit Langem unter Personalproblemen, in Technik und Produktion, in der IT sowie in Forschung und Entwicklung. Die Luft wird dünn im Innovationsbereich.

Fachkräftemangel ist ein Thema, das die breite Öffentlichkeit erst seit der Coronakrise intensiver beschäftigt – in der Industrie ist der Mangel an Innovationsnachwuchs allerdings seit Jahrzehnten ein „Dauerbrenner“. Drei von vier Technologie-Leitbetrieben leiden seit Langem unter Personalproblemen, in Technik und Produktion, in der IT sowie in der Forschung und Entwicklung. Und diese Relation bleibt über die Jahre erstaunlich stabil, auch in der Finanz- oder der Coronakrise war keine wesentliche Entschärfung der Personalsorgen festzustellen. Bislang gelingt es uns in Österreich nur unzureichend, die Jugend für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) zu begeistern. Die Nachfrage nach MINT-Talenten überwiegt das Angebot bei Weitem, der Standort ist mit einem systemischen Qualifikations-Mismatch konfrontiert.

Die Folgen sind gravierend. Schon heute fehlen der Industrie rund 40.000 MINTTalente, vom Lehrabsolventen bis zur Uni-Graduierten. Bis 2030 werden nochmals weitere 60.000 MINT-Jobs in Schlüsseltechnologien zu besetzen sein, die „Luft wird also dünn“ im Innovationsbereich. Dabei sind wir gerade erst ins Technologiezeitalter eingetreten: Künstliche Intelligenz, Quantentechnologie, Cybersecurity, Weltraumtechnologie, Energie- und Mobilitätssysteme, Recycling oder auch immer stärker die militärische Forschung – nur wer die Technologie beherrscht, bestimmt die Zukunft, ist Herr bzw. Herrin über den eigenen Wohlstand, die Lebensqualität und über die Sicherheit der Gesellschaft. Doch Technologie fällt nicht vom Himmel, sie wird von Menschen gemacht, die dafür brennen, mit MINT-Kompetenzen an den Lösungen für die Probleme von morgen zu arbeiten.

Was kann man also tun? Wie schaffen wir die Nachwuchssicherung in Zukunftsberufen? Wir werden uns viel stärker als bisher engagieren müssen, Mädchen und Frauen für den MINT-Bereich zu begeistern. Wir können uns nicht mit 25 % Frauenanteil in MINT-Berufen zufriedengeben. Die „MINTality“-Stiftung oder die MINT-Girls-Challenge steuern hier bereits gegen. Doch auch Standortstärken müssen deutlicher in den Fokus rücken – dazu gehört zweifelsohne die HTL, eine Schulform, um die Österreich international beneidet wird und die es endlich auszubauen gilt. Wir werden aber auch neue Ansätze verfolgen müssen: Der „Werkunterricht“ muss unter seinem neuen Branding „Technik und Design“ zu einem MINT-Drehscheibenfach im schulischen Fächerkanon ausgebaut werden. Und es gilt, die „Kraft der vielen“ zu mobilisieren und in regionalen Initiativen zu bündeln. Diese MINTRegionen machen MINT zum begeisternden Erlebnispfad vom Kindergarten bis zum Beruf. So geht kein Talent verloren. Und so sichert Österreich seine Zukunftsfähigkeit.