Interview: Digitalisierung passiert nicht von selbst

IV-Ausschussvorsitzende für Forschung, Technologie und Innovation, Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß (CEO der Fronius International GmbH), über digitale Herausforderungen für den Standort. 

Österreich hat durch Corona einen Digitalisierungs-Turbo erlebt, den es sonst nie gegeben hätte, sagen Viele. Sehen Sie das auch so?

Wird verstärkt über digitale Medien gearbeitet, ist dies noch kein Digitalisierungsturbo. Wir nützen nur digitale Tools mehr. Digitalisierung bedeutet für mich mehr: Das Nützen der Technologie, um dem Kunden bessere und effizientere Lösungen anzubieten und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die digitale Transformation muss aktiv gestaltet werden. Für eine erfolgreiche digitale Zukunft braucht es etwa ein attraktives innovationsförderndes Umfeld und qualifizierte Fachkräfte. Wir brauchen eine Kombination aus innovativen Unternehmen und einem innovativen Staat, der die nötigen Rahmenbedingungen schafft. Erfolgreiche Digitalisierung passiert ja nicht von selbst. Alle Beteiligten müssen ihre digitalen Hausaufgaben erledigen.  

Was ist vorrangig notwendig? 

Es ist grundsätzlich wichtig, Österreichs Technologiekompetenz durch Forschung & Entwicklung massiv auszubauen. Österreich soll sich bei internationalen KI- und Daten-Initiativen aktiv beteiligen und eine internationale Vorreiterrolle einnehmen. Ganz entscheidend ist auch der Bildungsbereich: Dort brauchen wir ein verstärktes digitales Mindset, etwa in der Lehrer-Aus- und Weiterbildung. Um digitale Kompetenzen vermitteln zu können, müssen diese erst einmal aufgebaut werden. 

Wie kann man Unternehmen überzeugen, sich aktiv und noch stärker als bisher mit Digitalisierung zu beschäftigen?  

In dem man die Zahlen und Fakten sprechen lässt: Unternehmen mit fortgeschrittenem Digitalisierungsgrad verfügen nicht nur über eine signifikant verbesserte Krisen-Resilienz, sondern tätigen auch mehr Investitionen. Entscheidende Treiber sind Industrie 4.0 sowie Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz. Digitalisierung und Technologie haben sich in den vergangenen Monaten eben nicht nur als kurzfristige Kriseninstrumente bewährt, sondern sichern auch langfristig die Wettbewerbsfähigkeit. 

Wie bewerten Sie die österreichische KI-Strategie? 

Die präsentierten Eckpunkte sind ein wichtiges Signal der Politik, die Entwicklung und Nutzung von KI zu forcieren. Wichtig ist jetzt die konsequente Umsetzung. Als Industrie sind wir dabei verlässliche Partner – wie auch beim Klimaschutz. Innovative Technologien und ihre innovative Anwendung machen in jeder Hinsicht den Unterschied.