Startups und Industrie: Gemeinsam den Innovations-Turbo zünden

Wenn junge und agile Startups auf erfahrene und etablierte Unternehmen treffen, gelingt es besonders gut, Innovationen am Markt zu etablieren. Startups haben auch eine wichtige Rolle als Übersetzer zwischen Forschung und Markt.  

Startups spielen eine wichtige Rolle im Innovations-Ökosystem und in der Übersetzungsleistung zwischen Forschung und Markt. Verstärkt wird dieser Effekt vor allem im Zusammenspiel mit etablierten Unternehmen und Industriebetrieben. Ein Beispiel dafür ist die Kooperation zwischen dem Baustoff-Spezialisten Lafarge und dem Startup nista.io, Sie sprachen im Rahmen der von IV und Bundesministerium für Ar-beit und Wirtschaft gemeinsam organisierten Veranstaltung “Co-Creation: Startup & Industry” über ihre Erfahrungen.

Individuelle Produktentwicklung

nista.io ist ein Wiener Jungunternehmen, das als Spin-off der Technischen Universität Wien gegründet wurde und die Be-rechnung von Energiesparpotenzialen in Industriebetrieben automatisiert. Startup und Unternehmen haben sich auf einem Event kennengelernt und gemeinsam ein Energieeffizienz-Tool “as a Service” entwickelt, das demnächst in einem ersten Lafarge-Werk startet und später vielleicht konzernweit ausgerollt wird. Die Learnings aus dieser engen Zusammenarbeit fließen auch in die Produktentwicklung des Jungunternehmens ein – gleichzeitig haben Unternehmen bei einer solchen Kooperation den Vorteil, das Produkt mitgestalten zu können, damit es besser zu den eigenen Bedürfnissen passt. nista.io-Co-Founderin Anna Pölzl: “Die Validierung durch erste ‘proofs of concept’ und in weiteren Schritten auch die Entwicklung des Produktes mit und nicht an Kundinnen und Kunden vorbei ist ausschlaggebend, um Unternehmen wirklich bei täglichen Herausforderungen zu helfen. Die Offenheit und Bereitschaft bei Lafarge hier gemeinsam anzupacken ist dabei herausragend”.

Vom Labor auf den Markt

Laut dem jüngsten Austrian Startup Monitor (ASM) sind Kooperationen mit Unternehmen die bedeutendste Quelle für Aufträge für Startups – die Hälfte davon wird mit Großunternehmen eingegangen. „Für die Industrie spielen Startups eine wichtige Rolle im Innovationsprozess, da sie den aktiven Part in Schumpeters schöpferischer Zerstörung einnehmen – sie zeigen auf, wie wir Prozesse und Produktbestandteile anders kombinieren können, um so Neues zu schaffen. In der Zusammenarbeit dieser jungen Innovatorinnen und Innovatoren mit etablierten Unternehmen, die Vertrauen und Reichweite am Markt einbringen, liegt eine große Schlagkraft“, sagt IV-Präsident Georg Knill. „Innovative Startups und Spin-offs übernehmen als Bindeglied zwischen Labor und Markt zudem eine wichtige Übersetzungsleistung, indem sie Innovationen aus der Grundlagenforschung in marktfähige Produkte und Dienstleistungen umwandeln. Sie sind ein Turbo, wenn es darum geht, Innovationen marktreif zu machen.“ 

Akademische Spin-offs arbeiten laut ASM besonders oft mit Großunternehmen zusammen, etwa um gemeinsam Technologien weiterzuentwickeln oder erstmals einzusetzen. Eine bedeutende Drehscheibe dafür ist das Institute of Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg, das sich der Spitzenforschung in den Bereichen Physik, Mathematik, Informatik und Life Sciences widmet und mit eigenen Programmen und Fellowships einen Fokus auf akademische Spin-offs und deren Zusammenarbeit mit Großunternehmen legt. Im IST Cube wird die Entwicklung von Spin-offs gezielt gefördert – inhaltlich, aber auch mit Risikokapital. Am Campus ist auch nista.io untergekommen oder andere Erfolgsbeispiele wie das DNA-Synthese-Startup Ribbon Biolabs, das von einem der ersten Postdocs des Instituts mitgegründet wurde und zuletzt eine Finanzierung über 18 Mio. Dollar bei Investoren gesichert hat. 

IV als starker Partner

IST Cube hat für die Beteiligung an Spin-offs als Fonds vor zwei Jahren insgesamt 45 Mio. Euro bei Investoren eingesammelt – 12,6 Mio. Euro sind seither bereits geflossen. Am ISTA-Campus sitzen auch einige Unternehmen als Partner direkt an der Quelle dieser Innovationskraft. Gemeinsam mit dem ISTA und dem Bildungsministerium lud die IV im Oktober wieder zu einem „Science Industry Talk” auf den Campus, wo Spin-off-Gründer wie Christoph Huber von BioNTech oder Stefan Poledna von TTTech ihre Erfahrungen teilten und ISTA-Präsident Thomas Henzin-ger das Innovations-Ökosystem vorstellte, das sich rund um das ISTA gebildet hat. 

In Zahlen

  • 22% der Gründungen sind Spin-offs
  • 35% der Startups haben eine  Frau im Gründungsteam
  • 2.800 Startups wurden seit 2010 in Österreich gegründet