Österreich steuert auf eine Rezession zu

Österreich steuert auf eine Rezession zu. Populismus und Nanny-State-Mentalität helfen da nicht – wir brauchen einen standortpolitischen Ruck durchs Land.

Die ersten kühleren Herbsttage rufen einen wunden Punkt der europäischen Wirtschaft in Erinnerung: Die Energiepreise könnten wieder steigen und damit Länder mit energieintensiver Industrie zusätzlich unter Druck bringen – Länder wie Österreich. Im Juli, also rund eineinhalb Jahre nach dem Beginn des Kriegs gegen die Ukraine, kamen zwei Drittel der heimischen Gasimporte aus Russland. Zuletzt hat sich der Gaspreis in Europa zwar bei 30 bis 40 Euro pro Megawattstunde eingependelt, also weit entfernt von Spitzenwerten jenseits der 300-Euro-Marke vor einigen Monaten; der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, warnte in einem Interview mit der BBC allerdings bereits vor einem erneuten Preisanstieg. Wenn die chinesische Wirtschaft brummt und damit die Nachfrage nach Energie deutlich steigt, wird das die Preise hochtreiben.

Das ist kein optimistisch stimmendes Szenario, schon gar nicht angesichts der Tatsache, dass Österreichs Wirtschaft stagniert und die Industrie auf eine Winterrezession zusteuert. Der Internationale Währungsfonds hat zuletzt die Prognose für Deutschland nach unten korrigiert, damit ist Österreichs Nachbarland und Exportpartner Nummer eins der einzige Staat aus der Reihe der stärksten Volkswirtschaften der Welt, für den die Prognose von einem negativen Wachstum ausgeht – bislang, denn Österreich ist auf dem besten Weg, zu folgen.

Statt populistischer Scheindebatten über weniger Arbeit für alle sollten wir uns jetzt auf konkrete Maßnahmen konzentrieren, die Österreichs Position am Weltmarkt stärken, und Rahmenbedingungen schaffen, die es Unternehmen und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erleichtern, Arbeitsplätze zu sichern und den Wohlstand des Landes auszubauen. Also: Energieinfrastruktur raschest ausbauen sowie eine langfristige Sicherstellung der Strompreiskompensation bis 2030 (wie sie bereits in 15 EU-Ländern umgesetzt ist)!

Gleichzeitig sollten wir die anderen wunden Punkte des heimischen Standorts nicht außer Acht lassen. Die Lücke, die die demografische Entwicklung am Arbeitsmarkt hinterlässt, kann wohl kaum mit einer Fördergießkanne zugeschüttet werden, sondern nur mit einer nachhaltigen und klugen Arbeitskräftestrategie. Wir brauchen eine weitere Entlastung des Faktors Arbeit entlang eines verbindlichen Reduktionspfades, damit sich Leistung wieder lohnt. Die jüngsten Entlastungen bei Überstunden waren da ein erstes positives Signal für den Standort und die zahlreichen Menschen, die tagtäglich unser Land am Laufen halten – Menschen, die die „Extrameile“ gehen. Hier und bei vielen weiteren Themen müssen wir jetzt dranbleiben, damit uns kein eisiger Konjunkturwinter überrascht!


Die Redaktion weist darauf hin, dass Redaktionsschluss der vorliegenden Ausgabe der iv-positionen der 28. September war.