Gastkommentar von ISABELLA MERAN-WALDSTEIN
Bereichsleiterin von Forschung, Technologie und Innovation bei der Industriellenvereinigung
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In Zeiten eines äußerst dynamischen geopolitischen Wettbewerbs und großer Transformationen, muss es für Europa ein klares Ziel sein, auf seine Stärken zu setzen und offensiv in Forschung, Schlüsseltechnologien und Innovation zu investieren. Neben dem Erhalt der preislichen Konkurrenzfähigkeit muss die EU danach trachten, seine wissenschaftliche Exzellenz, Technologiekompetenz und Technologieführerschaft deutlich auszubauen, um auf den globalen Märkten unumgänglich und damit erfolgreich zu sein.
Als Antwort auf den zunehmenden Wettbewerbsdruck und um die digitale und nachhaltige Transformation mit Technologien aus Europa voranzutreiben, hat die Europäische Union neben dem für die Industrie bedeutenden EU-Forschungsrahmenprogramm „Horizon Europe“, strategische Initiativen zur Forcierung von Technologieentwicklung und zur Intensivierung von Investitionen und Produktionskapazitäten gestartet.
Dazu zählen die „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI) zur Stärkung strategischer Wertschöpfungsketten, der „EU Chips Act“ für F&E und Investitionen in der Halbleiterindustrie, der „Net Zero Industry Act“ zur Stärkung der Kapazitäten in Dekarbonisierungstechnologien und der „Critical Raw Materials Act“. Für Österreich mit seiner exportstarken Industrie, ist europäische und internationale Vernetzung entscheidend, um frühzeitig technologische Weichenstellungen mitzugestalten und Kompetenz- und Technologieführerschaft für eine globale Wettbewerbsfähigkeit innezuhaben.
Daher ist es wichtig, Prozesse rund um diese europäischen Initiativen und Programme auch aus Österreich heraus strategisch mitzugestalten. Dazu braucht es eine vorausschauende Entscheidungsfindung und Mittelausstattungen auf nationaler Ebene. Bedingung dafür sind ein zeitgemäßes Beihilfenrecht sowie unbürokratische Instrumente und die effiziente Koordinierung von Prozessen.
Der erste Diskussionsprozess über die Grundzüge eines nächsten EU-Forschungsrahmenprogramms hat begonnen. Es findet eine Zwischenbewertung von Horizon Europe statt, die Mitgliedsstaaten bilden sich eine gemeinsame Meinung und nächstes Jahr kann der erste Vorschlag der Europäischen Kommission erwartet werden. Österreich zählt zu den erfolgreichsten einwerbenden Forschungsländern in Europa und muss sich daher frühzeitig und konsequent für ein ambitioniertes EU-Forschungsrahmenprogramm iHv. mindestens 200 Mrd. Euro und eine Verdoppelung der derzeitigen Dotierung für Schlüsseltechnologien und industrielle Zukunftsbereiche einsetzen!
Europa kann seine Wettbewerbsfähigkeit nur über eine klare Steigerung der Produktivität halten – und dafür sind Investitionen in Forschungs-, und Technologieentwicklung sowie Innovation unerlässlich.