Winzige Bauteile im Rampenlicht

Ohne Mikrochips geht in der modernen Industrie so gut wie nichts. Deshalb will die EU die Produktion in Europa kräftig ankurbeln – und Österreich spielt dabei eine wichtige Rolle.

Wie stark Innovation und Erfolg am Weltmarkt zusammenhängen, kann man in Österreich wie durch ein Brennglas beobachten. In der Bahnindustrie hat Österreich weltweit gemessen an der Bevölkerungsgröße die höchste Erfinderdichte. Jährlich werden von 200 unterschiedlichen Personen in Österreich eisenbahnbezogene Patente angemeldet. Und gleichzeitig ist Österreich im Bereich der Bahntechnologie auch Exportweltmeister. Ähnlich stark ist Österreich in der Automobilindustrie und ein weiterer Bereich hat das Zeug dazu: Mikrochips. Die winzigen elektronischen Bauteile stecken in nahezu jeder modernen Anwendung, von Fahrzeugen über Haushaltsgeräte bis hin zu Industrieanlagen.

Mozartkugeln und Mikrochips

Österreich soll auf der Welt für seine Mikrochips so bekannt werden wie für Lipizzaner oder Mozartkugeln, verlautete Bundeskanzler Karl Nehammer unlängst im Rahmen eines Mikrochips- Gipfels. 280 Betriebe sind derzeit in Österreich an der Mikrochip-Produktion beteiligt und sichern damit rund 72.000 Arbeitsplätze. Bei der Produktion liegt Österreich derzeit auf Platz vier in Europa in absoluten Zahlen. Bei Investitionen in Forschung und Entwicklung auf Platz drei. „Österreich hat im Bereich der Mikroelektronik eine herausragende Position. Bezogen auf unsere Größe sind wir die Nummer eins im Beitrag zur Wertschöpfung, Beschäftigung und F&E-Investments. Wir haben es aus einer Kombination von unternehmerischem Mut, hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und guter Standortpolitik in der Vergangenheit geschafft, eine hohe Konzentration von Unternehmen und Forschungseinrichtungen aufzubauen”, sagt IV-Vizepräsidentin Sabine Herlitschka, die mit Infineon Austria einen der wichtigsten Player in diesem Segment in Österreich leitet.

Während die Masse der Halbleiter aus China kommt, werden in Österreich hoch entwickelte Spezialchips produziert – zum Beispiel solche, die auf der ganzen Welt für die grüne Transformation benötigt werden. “Mit den Energiesparchips von Infineon ermöglichen wir es durch unsere Produktion im Konzern rund 97 Millionen Tonnen CO2 einzusparen, indem Strom so intelligent geschaltet wird, dass möglichst wenig Energie verloren geht. 97 Millionen Tonnen CO2 entspricht rund dreieinhalb Prozent der jährlichen CO2-Emissionen in ganz Europa. Das ist ein riesiger Beitrag und zeigt, wie sehr man mit Technologie Ressourcen effizienter nutzen und somit sparen kann”, so Herlitschka.

Weil Mikrochips ein derart wichtiger Baustein sind, will Europa den Weltmarktanteil in der Produktion in Europa von derzeit zehn Prozent auf 20 Prozent bis 2030 verdoppeln. Zu schmerzhaft war die Erfahrung, als ein Mangel an Mikrochips in der Zeit der Pandemie zu großen Verwerfungen entlang der Lieferketten führte und beispielsweise Produktionsbänder in der europäischen Autoindustrie zum Stillstand gebracht hat. Das Industriewissenschaftliche Institut hat ein mögliches Investitionspotenzial der Mikrochips-Branche in Österreich auf sieben Milliarden Euro bis 2030 erhoben – dadurch könnten in Österreich in dem Sektor 26.500 neue Arbeitsplätze entstehen.