Rund drei Viertel der Menschen in Österreich gehen direkt aus einer Erwerbstätigkeit in die Alterspension. Wer also ernsthaft das faktische Pensionsantrittsalter anheben will, muss an den gesetzlichen Voraussetzungen ansetzen. Die geltenden Regeln laden geradezu dazu ein, den Pensionsantritt frühzeitig zu wählen – nicht etwa wegen gesundheitlicher Einschränkungen, sondern weil die Voraussetzungen erfüllt sind: Laut Statistik Austria geben 82% der neuen Pensionistinnen und Pensionisten genau das als Hauptgrund für die Alterspension an.
Der wiederholte Ruf der Gewerkschaft nach einer Pönalisierung von Betrieben oder bürokratischen Quotenmodellen für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer greift dabei ins Leere, denn die Lösung liegt nicht in der Verkomplizierung des Arbeitsmarkts und einer neuen bürokratischen Hürde für die Unternehmerinnen und Unternehmer, sondern in einer ehrlichen Auseinandersetzung mit den Regelungen im Pensionssystem selbst. Wer eine nachhaltige Finanzierung sicherstellen will, kommt an der Anhebung der gesetzlichen Altersgrenzen nicht vorbei. Dass dies wirksam ist, zeigt ein aktuelles Beispiel: Die stufenweise Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters für Frauen führt laut AMS ganz überwiegend zu zusätzlicher Beschäftigung. Mit anderen Worten: Wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen angepasst werden, steigen auch die tatsächlichen Erwerbsjahre.
Attraktivität der Vollzeitarbeit soll steigen
Ein Blick auf die geltende Rechtslage zeigt klar: Teilzeitbeschäftigte haben in der österreichischen Sozialversicherung grundsätzlich Anspruch auf dieselben Sachleistungen wie Vollzeitbeschäftigte. Sie erhalten dieselbe E-Card, denselben Zugang zu Kassenärzten und dieselbe Spitalsbehandlung – unabhängig vom Ausmaß ihrer Arbeitszeit. Gerade diese Gleichstellung bei den Sachleistungen ist, zusätzlich zum progressiven Steuersystem, ein wesentlicher Grund für die Attraktivität von Teilzeitarbeit. Wer also Teilzeit arbeitet, genießt vollen Schutz in der Gesundheitsversorgung. Die Debatte sollte sich daher nicht in altbekannten Vorwürfen verlieren, sondern auf realistische und sozial ausgewogene Reformoptionen konzentrieren.
Wer also über sozial ausgewogene Reformen diskutieren will, sollte sich nicht in ideologisch geführten Schuldzuweisungen verlieren. Eine ehrliche und faktenbasierte Debatte muss sich auf die wirksamen Hebel konzentrieren – insbesondere auf die gesetzlichen Altersgrenzen im Pensionssystem. Nur so kann die Finanzierung langfristig gesichert und soziale Fairness gewährleistet werden.