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Innovation braucht einen Rahmen

Österreich ist ein attraktiver Standort für die Pharmaindustrie. Doch die Branche gerät zunehmend unter Druck. Es besteht die Gefahr, im globalen Wettbewerb abgehängt zu werden. Es braucht dringend Maßnahmen, damit europäische Pharmaunternehmen ihre Position für die Zukunft sichern können, denn China ist auf der Überholspur und die USA verteidigen ihre Führungsposition. 

Europa wird als Standort für immer mehr Industrien unattraktiver. Unternehmen verlagern Teile ihrer Produktion in Länder, in denen kostengünstiger und mit weniger Regularien produziert werden kann. Sind diese Tendenzen in der Pharmaindustrie auch bereits spürbar? „Wir sehen dieses Thema der Abwanderung durchaus kritisch. Die europäische pharmazeutische Industrie ist eine relevante Industrie“, sagt Alexander Herzog, Generalsekretär der Pharmig, dem Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs mit rund 120 Mitgliedsunternehmen.

Maßnahmen gefordert

Es muss auch die Anstrengung der Länder und der EU sein, die Unternehmen nicht nur in Europa zu halten, sondern auch neue Unternehmen nach Europa zu holen. „Und dafür stehen die Chancen gar nicht so schlecht“, wie Herzog betont. „Europa hat sehr viel zu bieten. Beginnend mit einer ausgezeichneten Lebensqualität über stabile politische Systeme, haben wir sehr viel, um Forscher und Unternehmen anzuziehen. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen und ein politisches Commitment kommt, dann wären wir schon über den Berg.“ Die Strategische Agenda 2024-2029, die im Juni von Staats- und Regierungschefs verabschiedet wurde, beinhaltet als oberste Priorität das Engagement zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der EU mit Schwerpunkt auf dem Aufbau von Kapazitäten in sensiblen Sektoren und Schlüsseltechnologien, einschließlich des Life-Science-Sektors. Dies ist ein positiver erster Schritt, der jedoch interdisziplinär umgesetzt werden muss. „Die Politischen Leitlinien von Ursula von der Leyen für die Amtszeit 2024–2029 fokussieren auf die Förderung von Forschung, Innovation, Wissenschaft und Technologie. Der Vorschlag zur Schaffung einer eigenen Life-Science-Strategie enthält wichtige Impulse für den Sektor. Diese Impulse erfordern konkrete Maßnahmen, um Europas Zukunft als Innovationsstandort zu stärken“, bekräftigt Dobrocky.

Europa braucht nun eine umfassende Strategie, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Maßnahmen zur Förderung von Ideen zu Innovationen und von Innovationen zu Produkten sind notwendig. Der Aufbau eines Ökosystems, damit Europa der Standort für die Entwicklung und Herstellung neuer Technologien wird, ist erforderlich. Es fehlt ein eindeutiges Commitment zu Investitionen im Gesundheitswesen. Politische Maßnahmen zur Sicherung der Zukunft Europas als globaler Biopharma-Akteur fehlen ebenso. „Außerdem sollte eine kontinuierliche Bewertung der Auswirkungen neuer und bestehender Legislativvorschläge auf die Wettbewerbsfähigkeit des Sektors sowie bei Bedarf eine Umsetzung von Korrekturmaßnahmen stattfinden“, bekräftigt Dobrocky.